Besuch der DRK-Rettungshundebereitschaft in der Schulsanitäter-AG

Chaja und Merlin. Foto: Richard Heck
Chaja und Merlin.

Am Donnerstag, den 21.06.2018 hatte die Schulsanitäter-AG ganz besondere Gäste: Nicolas Herdin war zu Besuch mit Chaja und Merlin. Herr Herdin ist Bereitschaftsleiter bei der DRK Rettungshundebereitschaft im Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e.V. Und Chaja und Merlin sind seine vierbeinigen Helfer: die Rettungshunde.

Die Schülerinnen und Schüler der aktuellen Schulsanitäter-AG hatten sich diesen Besuch gewünscht und waren schon im Vorfeld ganz gespannt, was Herr Herdin wohl erzählen würde. Und vor allem: was die beiden Rettungshunde alles können und bei was sie eingesetzt werden.

Hunde werden schon seit langer, langer Zeit auf der Suche nach vermissten Menschen eingesetzt. Aktuell gibt es über 250 Rettungshundestaffeln allein beim Roten Kreuz, die in ganz unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz kommen. Doch Rettungshund und Rettungshundeführer wird man nicht an einem Tag. Wer ein Rettungshundeführer sein möchte, muss z.B. einen Ersten-Hilfe-Kurs am Menschen sowie einen Erste-Hilfe-Kurs am Hund nachweisen. Zudem muss er bestimmte medizinische Kenntnisse haben, muss wissen, wie man mit einem Funkgerät oder Karte und Kompass umgeht. Er muss Kenntnisse über Hunde haben und Sicherheit während eines Einsatzes immer gewährleisten können. Wenn ein Hund als Rettungshund ausgebildet werden soll, dann muss er wesensfest und nicht zu alt bei Ausbildungsbeginn sein. Er sollte eine mittlere Größe sowie Ausdauer und Lernwillen haben. Insgesamt dauert diese Ausbildung ca. 2 - 2,5 Jahre und beinhaltet unterschiedliche theoretische und praktische Prüfungen. Pro Woche stehen 2 x 4 Stunden Training auf dem Programm und regelmäßig müssen Rettungshund und Rettungshundeführer unter Beweis stellen, dass sie noch fit genug für Einsätze sind.

Herr Herdin erzählte uns von einem Kollegen, der nahezu gehörlos ist. Aber wie kann das gehen? Der Rettungshundeführer muss sich doch sehr auf sein Gehör verlassen können. Er muss hören, wenn der Hund bellt. Wenn der Hund also dadurch anzeigt, dass er eine vermisste Person gefunden hat. Aber es funktioniert ganz einfach: es gibt einen Assistenten. Eine zweite Person also, die dem nahezu gehörlosen Rettungshundeführer mitteilt, wie der Hund gerade reagiert. Seit 25 Jahren funktioniert das schon so wunderbar, dass dieses Team zu einem der erfahrensten in Baden-Württemberg zählt.

Die Rettungshunde werden in unterschiedlichen Bereichen ausgebildet. So gibt es Hunde, die in der Fläche ausgebildet werden. Darin sind auch Chaja und Merlin Spezialisten. Hierbei wird ein begrenztes Flächengebiet wie z.B. ein Waldstück abgesucht. Der Hund soll jede Person anzeigen, die sich in einer abnormen Situation befindet. D.h. der Hund reagiert nicht auf normale Spaziergänger, sondern nur auf Menschen, die tatsächlich in einer Notlage sind. Es gibt unterschiedliche Arten wie der Hund seinem Rettungshundeführer zeigt, dass er eine hilflose Person gefunden hat. Merlin und Chaja machen dies dadurch, dass sie so lange vor der gefundenen Person warten und bellen, bis der Rettungshundeführer sie entdeckt hat. Ein weiteres Einsatzgebiet für Rettungshunde ist die Suche in Trümmern z.B. nach einem Erdbeben. Zudem gibt es Hunde, die am und im Wasser Menschen suchen können. Dabei sucht der Hund entweder von einem Boot aus oder schwimmend im Wasser nach vermissten Personen. Auch das „Mantrailing“ ist möglich. Hierbei verfolgt der Hund den Individualgeruch einer bestimmten Person, den er z.B. durch ein getragenes T-Shirt des Vermissten aufnimmt. Wichtig ist, dass der Ort bekannt sein muss, von dem die Person verschwunden ist. Bei all den unterschiedlichen Sucharten ist die Nase des Rettungshundes einfach unschlagbar. Für Menschen wäre es um ein vielfaches schwieriger, wenn nicht sogar teilweise unmöglich, vermisste Menschen in diesen Situationen schnell genug zu finden.

Während der Suche nach vermissten Personen trägt der Rettungshundeführer viele Dinge in einem Rucksack mit sich. Z.B. Erste-Hilfe-Sets für Mensch und Hund, Funkgerät, Kompass, GPS, Wasser, Belohnungen für den Hund (Leckerlies oder Spielzeug), Taschenlampe,…). Als Herr Herdin den Schülerinnen und Schülern den Inhalts seines Rucksacks zeigte, wurden Merlin und Chaja schon ganz aufgeregt. Denn normalerweise hören sie diese Geräusche immer nur dann, wenn tatsächlich ein Einsatz ist oder sie im Training sind. Und um die beiden nicht länger auf die Folter zu spannen, ging es dann auch schon nach draußen. Einige Schülerinnen und Schüler versteckten sich und Merlin und Chaja durften zeigen, wie schnell und auf welche Art sie die vermissten Personen finden können. Es war unglaublich faszinierend, mit welchem Elan sogar der inzwischen schon 12-jährige Merlin an seine Arbeit ging. Denn eigentlich ist er schon in Rente und seine „Kollegin“ Chaja (9 Jahre) übernimmt die Einsätze. Beide konnten kaum still sitzen und es war ihnen die unglaubliche Freude anzumerken, mit der sie ihre Aufgaben absolvieren. Herr Herdin und seine beiden Hunde sind einfach ein tolles Team.

Wir bedanken uns sehr, sehr herzlich, dass dieser Besuch möglich war! Die Schülerinnen und Schüler hatten einen sehr eindrucksvollen Nachmittag! Zum einen faszinierte, was die Hunde alles können. Zum anderen beeindruckte aber auch die Arbeit von Herrn Herdin und seinen Kollegen, die all ihre Einsätze und Trainings komplett ehrenamtlich machen und sich dafür trotz Familie und Beruf noch Zeit nehmen. Viele vermisste Personen verdanken diesen tollen Teams aus Hund und Mensch ihr Leben.

Karin Rohde

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